Jahresbericht über das Arvenjahr 2024

Von Christoph Gerber 10 April 2024

Der supermilde Winter 2023/24 war der drittwärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und deutlich zu nass. Dies führte in höheren Lagen an vielen Orten zu überdurchschnittlichen Schneehöhen, während es im Flachland meist grün blieb. Die grosse Schneemenge hatte zur Folge, dass das Wild auch hohe Wildschutzzäune wie etwa in Tristel oberhalb Hinterrhein relativ bequem überwinden konnte. Die Frassspuren an Rinde n und Knospen hielten sich zum Glück in Grenzen. Kleine Bäumchen waren mit einer kompakten Schneeschicht überdeckt, die erst anfangs Juni dahinschmolz.

Im Arvenwäldchen in Mättlischgade oberhalb Nufenen halten sich regelmässig Rehe und Hirsche auf. Nach über 40 Jahren schützen zum Glück die borkigen Rinden die Bäume vor grossen Verletzungen. Der Schaden an den angefressenen Seitenästen ist verkraftbar.

Auf der gegenüberliegenden Talseite, im Nimmeliweiss, profitierten die Arvenpflanzungen vom boomenden Skitouren-Tourismus auf den Wannengrat. Die Tiere fühlen sich dort zunehmend gestört und suchen andere Aufenthaltsgebiete auf. Die Jäger berichten zudem, dass die Wildtiere durch den Wolf vorsichtiger geworden sind und sich weniger oft erblicken lassen.

Der Sommer begann mit einem trüben und nassen Juni mit teilweise extremen Niederschlagsmengen innert kürzester Zeit. Es folgte eine überdurchschnittliche Wärme im Juli und endete mit dem landesweit zweitwärmsten August, mit neuen Temperaturrekorden, viel Sonne und gebietsweise wenig Niederschlag. Die Wetterbedingungen waren insgesamt günstig für das Wachstum der Arven.

Die Vereinsmitglieder trafen sich viermal. Unser erster Arbeitseinsatz galt dem Bühnlabord unterhalb der A13 bei Nufenen. Die Arven haben sich dort so gut entwickelt, dass ihre Baumschutzhüllen durch grosse, stabile Einzelumzäunungen ersetzt werden mussten. In grössere Lücken pflanzten wir weitere Arven. Neben ihrer ökologischen Bedeutung haben die Bäume eine wichtige stabilisierende Wirkung auf die Böschung der Nationalstrasse A13, denn mit der Klimaerwärmung nehmen extreme Wetterereignisse zu. Die hohe Intensität und Häufigkeit von Regenfällen können steile Hänge destabilisieren und Erdrutsche auslösen. Eine Anfrage beim Bundesamt für Strassen (ASTRA) um finanzielle Unterstützung der Freiwilligenarbeit wurde in Bellinzona leider negativ beantwortet.

Drei weitere Arbeitseinsätze erfolgten bei Mättlischgade, Oberstgada und Steinigboda oberhalb von Nufenen. Es handelte sich jeweils um ein Dutzend 10–15 Jahre alte, mit eingewachsenen Drahtgittern und mit Stacheldraht umwickelte Arven, deren ungeschützte Triebe regelmässig vom Wild abgefressen wurden. Die alten, kaputten Gitter wurden entfernt und jeder Baum mit einem neuen, robusten Einzelgitter geschützt. Es ist unser Bestreben, sämtliche Altlasten wie Stacheldraht, zusammengedrückte alte Drahtgeflechte sowie im Gras eingewachsene Maschendrahtzäune fachmännisch zu entsorgen. Mit Pickel, Hacke und vereinten Kräften schafften wir es, bei Mättlischgada einen 40cm breiten und über 50m langen, in der Humusschicht eingewachsenen Zaunrest aus dem Boden zu reissen.

In Zahütta im Casanawald drohten Himbeerstauden und das mannshohe Gras die jungen Arven zu ersticken. Nur dank der eingeschlagenen Akazienpfähle konnten die gesunden und ca. 15cm grossen Jungpflanzen gefunden und vom Gras befreit werden. Mit der Motorsense wurde anschliessend das Dickicht in der ganzen unteren Einzäunung gemäht.

In Tristel oberhalb Hinterrhein sind mehrere Arven wegen dem weissen Schneeschimmelpilz eingegangen. Bei einigen Pflanzen wiederum waren grosse Mausgänge feststellbar, die darauf schliessen, dass Mäuse die Wurzeln abgefressen haben. Um grössere Schäden zu begrenzen, haben wir das hohe Gras und die Alpenrosen rund um die Arven geschnitten und damit die Versteckmöglichkeiten der Mäuse reduziert. Um die Mäusepopulation in Schach zu halten, montierten wir eine Sitzstange für Greifvögel am Rande der Umzäunung.

In Müss werden die Arven von drei Generationen der Nachkommen von Johannes Trepp selbständig gepflegt: Katherina, Tanya und Jack. Sie konnten anfangs Mai einzelne kleine Arven, die von der Schneelast des vergangenen Winters und durch Erdrutsche entwurzelt wurden, gerade noch rechtzeitig frisch pflanzen. Zur Stabilisierung des Bodens wurden entlang des Baches zwanzig Birken gesetzt. Im Herbst kamen weitere 40 Arven und Birken dazu, um den Steilhang in der Nähe des Stalls zu sichern. Probleme bereiten in Müss die fr ei herumlaufenden Ziegen, die mit ihren Hörnern die Kunststoffhüllen samt Kabelbindern und Akazienpfählen aus ihrer Verankerung lösen konnten.

Um neue Mitglieder zu gewinnen und sich potenziellen Sponsoren wirkungsvoll zu präsentieren, gestaltete Tamara einen ansprechenden Flyer.

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